Dienstag, 14. September 2010

Community

Was seit jeher fraglich erschien, ist die Einteilung von Menschen in Gruppen; seien sie bedingt durch Alter oder Gesundheit, durch Aussehen oder Ausdruck, durch Können oder Lust, durch Wissen, Handwerk oder institutionell bedingter Ausweise.

Während eines Spaziergangs stellte sich die Frage des Alters. Jemand hatte Geburtstag und anlässlich dieser Tatsache, war es wohl unumgänglich, dieses Thema nicht anzureißen. Da sich der Großteil der Gesellschaft in einem nicht gesetzten Alter befand, sah sich der Jubilar wohl außer Stande, es sich nicht nehmen zu lassen, die Thematik selbst anzusprechen, beziehungsweise die seiner Meinung nach damit zusammenhängenden körperlichen Erscheinungen, welche er als oder zum Anlass nahm, darüber das Alter zu definieren, nämlich als negativ, als schlecht.

Man mag diese Person grundsätzlich nicht bedauern wollen; seine Lebensgefährtin ist äußerlich weitaus hübscher, als man es ihm zugetraut hätte, zudem ist er seinen Weg gegangen - einen Weg zwar, den man mit ehrlicher Zunge als weit gefehlt bezeichnen kann, aber wann kann man das nicht, wann möchte man das nicht tun, immerhin ist er ihn aber gegangen. Dies sollte man jedem anrechnen, beziehungsweise auf der Haben-Seite verbuchen, bevor man mahnend den Rotstift ansetzt.

"Wir werden alt", hieß es, als man ringsum nur ausgesprochen von sich selbst gelangweilte junge Menschen sah, deren Potenzial darin bestand, im Kampfe gegen eine Digital-Uhr den Kürzeren zu ziehen. Ein Spiel, bei welchem man in Gedanken eine vorgegebene Anzahl von Sekunden herunterzählt, um dann im Vergleich zur tatsächlich vergangenen Zeit eine gewisse Einordnung zu erfahren.

Die Unterhaltungen handelten von Vergangenem oder Gegenwärtigem, welches allerdings jeweils einzuordnen war in Erfahrungen, die abgeschlossen sind.

Die Angst vor dem Alter ist grundsätzlich das Alter selbst und zwar in Person der sog. alten beziehungsweise älteren Menschen, welchen man ausgesetzt wird oder sich selbst aussetzt. Angst (und aber auch Schutz) vor dem Alter ist somit wohl hausgemacht und deren Folgen nur Ausrede für eine gewisse Selbstverliebtheit, welche man in Klischees lebendig werden lässt.

Es ist oftmals kein Grund vorhanden, sich anders zu fühlen; man will es ja auch nicht; es ist oftmals kein Sinn vorhanden, sich anders zu fühlen, denn man ist es ja nicht. Ab und an allerdings, da fühlt man sich wohl, und sei es einzig und allein des Wissens darum, dass man es doch eingehalten hat, das Versprechen. Nein, nein, mitnichten hat man etwas erreicht, hat man irgendetwas geschaffen oder geschafft, auf das man stolz sein könnte - aber, und das ist vielleicht wichtiger, man hat sich auch nicht durchreichen lassen, man hat sich nicht gehen lassen; man ist schon selbst gegangen.

Während anderswo das Oberflächliche betrachtet und möglicherweise auch schichtweise untersucht wird, und zwar tatsächlich, so hat man doch ab und an wenigstens durch eigenes Zutun viel mehr gesehen.

Manchmal kann es nichts schöneres geben, als morgens um fünf an einer Straßenecke [sic!] zu stehen und mal eben P=NP aus dem Ärmel zu schütteln und jemandem neben sich zu wissen, der davon zwar sehr viel mehr versteht, aber im Grunde auch nicht mehr wissen will, als dass man eben an der gleichen Straßenecke steht.

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