Sonntag, 10. Mai 2009

Spät als nie: Wanderzirkus

Wanderzirkus

Wenige Leute beneiden mich um meine Arbeit, auch ist es nicht so, dass meine Arbeit gesamtgesellschaftlich hochgeschätzt sei, nein, ganz im Gegenteil, eher werde ich belächelt. Belacht. Ja, trotz allem zaubere ich den Leute ein Lachen auf ihr Gesicht. Das ist Fakt. An was genau es liegt, das weiß ich nicht; ist es mein Äußeres, mein Gebaren, meine pure Existenz? Jedoch, wenn ich mich abends zu Bett begebe, so kann ich doch feststellen, dass mein Tun und Wirken andere Menschen glücklich macht.

Da mir ein Ziel fehlt, fällt es nicht schwer, Abschied zu nehmen. Nur zu reisen, nur in Bewegung zu bleiben, scheint die Aufgabe meiner Profession zu sein, doch wenn ich in die leeren Gesichter meiner Brüder und Schwestern blicke, so handelt es sich um eine wirkliche Aufgabe. Niemandem sind wir verpflichtet, jeder von uns ist sein eigener Herr. Das und ähnliches kratzen wir uns abends gegenseitig in die Gesichter. Vor Freude.

Aufmerksamkeit ist unser wahres Ziel. Wir haben nichts zu bieten als kurzfristige Unterhaltung und erbitten uns dafür Aufmerksamkeit. Werthaltiges ist uns fremd, daher der Drang nach Bewegung. Ja nur den Fragen ausweichen, die vielleicht gestellt werden könnten, blieben wir länger.

Unterwegs lachen wir über die, die sich nicht bewegen. Die sich den Fragen nicht einmal bewusst sind. Ja, sagen wir, wir stellen uns ihnen nicht, aber, wir wissen doch, dass es sie gibt, das wissen wir! Narren sind wir nichtsdestotrotz. Aber wir wissen es.

Das macht es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht leichter.

[06.04.2009]

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